Die Kontrolle der Welternährung
Wie Konzerne Gottes Schöpfung patentieren und kontrollieren wollen
»No food shall be grown, that we don’t own.«
Seit fast sechstausend Jahren pflegen Landwirte einen Teil ihrer Ernte zurückzubehalten und als Saatgut für die nächste Aussaat aufzubewahren. Das begrenzt natürlich die Umsätze von Saatgutverkäufern, da ein eingespielter Landwirtschaftsbetrieb sich dadurch weitgehend selbst mit Saatgut versorgen kann. Die Firma Monsanto hat sich nun ihr gentechnisch verändertes Saatgut patentieren lassen und verkauft es nur an Landwirte, die einen Knebelvertrag unterschreiben, der ihnen genau dies verbietet: Saatgut aus ihrer eigenen Ernte einzulagern und weiterzuverwenden. Das bedeutet natürlich, daß der Landwirt jedes Jahr aufs neue bei Monsanto einkaufen muß. Betriebswirtschaftlich mag das erst einmal sogar aufgehen, weil die Mehrkosten dadurch aufgewogen werden, daß Monsantos Gen-Mais gegen Unkrautvernichter resistent ist. Allerdings ist der tatsächliche Preis für diesen Vorteil eben höher als die bloßen Saatgutkosten: Zugespitzt betrachtet mutiert der freie Landwirt dadurch zum Lohnsklaven, der nicht mehr frei am Markt agiert, Saatgut kauft und seine Erzeugnisse nach freiem Entschluß verwendet oder weiterverkauft; eigentlich ist er nun faktisch Subunternehmer von Monsanto, ein Landarbeiter, der seine Agrarflächen nach deren Bedingungen und Vorgaben zu nutzen hat und auch kein unbeschränktes Eigentum an den eigenen Erzeugnissen hat. Roland Lindner schreibt dazu in der F.A.Z.: »Monsanto verändert nicht nur die Gene des Saatguts. Es verändert das Erbgut der Landwirtschaft.«
Landwirte, die in den Verdacht geraten, die Vorgaben von Monsanto nicht genauestens zu beachten, werden durch Detektive überwacht und zu exorbitant teuren Rechtsstreiten gezwungen, die sie meist nicht lange durchstehen — eine anschauliche Illustration von Jak. 2, 6.
Die Sache beschränkt sich inzwischen nicht mehr auf den amerikanischen Markt: Jedenfalls hat der ehemalige amerikanische Zivilverwalter im Irak, Paul Bremer, das Kriegsrecht genutzt und mit seinem Erlaß 81 dafür gesorgt, daß ein außerordentlich restriktives Patentrecht den bis dahin üblichen freien Handel und Austausch von Saatgut zwischen kleinen irakischen Landwirten künftig wohl unterbinden, zumindest drastisch einschränken könnte, wodurch diese in Abhängigkeit von Firmen wie Monsanto geraten.
Die eigentliche Gefahr, die hiervon ausgeht, reicht noch viel weiter: Während bisher die Versorgungssicherheit mit Nahrungsmitteln in den Händen unzähliger landwirtschaftlicher Betriebe lag, besteht durch die rigide Patentierung von Saatgut die Gefahr, daß die gesamte Nahrungsmittelversorgung künftig von wenigen weltweit operierenden Firmen abhängt. Dadurch besteht die reale Möglichkeit von Kartell- und Monopolbildungen mit weltweiter Wirksamkeit. Kommen solche Kartelle zustande, ist es möglich, die Weltbevölkerung quasi als Geisel zu nehmen: Nahrung könnte wieder für sehr viel mehr Menschen unerschwinglich werden, die Gefahr von Hungersnöten, die in der westlichen Civilisation seit langem gebannt scheint, könnte wieder akut werden. Die Verteuerung von Getreide, die in Offenb. 6, 6 beschrieben ist, könnte durchaus auf diese Art zustandekommen.