Die Söhne der Emerging Church - "Söhne Jerobeams"

Author: Bob DeWaay
Originaltitel: The Emergent Church – Theological “Sons of Jerobeam”

Im Januar dieses Jahres (2008) debattierte ich mit Doug Pagitt, einem führenden Vertreter der Emerging Church. In meiner 20-minütigen Eröffnungsrede zitierte ich die Schrift, um die Tatsache zu bekräftigen, dass Gott selbst durch sein Wort die Bedingungen schafft, auf deren Grundlage wir zu Gott kommen und mit Ihm wandeln. Ich machte Gebrauch von einer einfachen Logik: entweder es gibt Bedingungen, wie wir Gott nahen, oder es gibt sie nicht. Wenn es keine Bedingungen gäbe, würde dies in einen Universalismus münden; folglich existieren solche Bedingungen. Und wenn es Bedingungen gibt, dann stellt entweder Gott diese auf, oder der Mensch tut es. Da der Mensch ein gefallener Sünder ist, der zu Gott umkehren muss, kann man ihm kaum zutrauen, legitime Bedingungen aufzustellen. Infolgedessen muss Gott die Bedingungen festsetzen, auf welche Weise der Mensch zu Gott kommen kann.

Pagitt verwarf meine Logik als „binären Reduktionismus“, aber er versäumte es, Bedingungen zu nennen, die er als legitim ansieht – sofern er überhaupt überzeugt ist, dass es derartige Bedingungen gibt. Es war offensichtlich, dass die Vorstellung von Grenzen und Bedingungen Unbehagen bei ihm auslösten. Eine vergleichbare Situation gab es schon einmal.

Es gab in Israel einen König, der den Entschluss fasste, seine eigenen Regeln aufzustellen, wie man zu Gott kommen kann. Dieser König war Jerobeam. Jerobeam empfing die Prophetie, dass Gott dem König Salomo zehn Stämme entreißen würde, um sie Jerobeam zu übergeben (1.Kö.11.31), weil Salomo in Götzendienst gefallen war (1.Kö.11:33). Salomo entschloss sich daraufhin, Jerobeam zu töten, aber Jerobeam floh nach Ägypten, bis Salomo starb (1.Kö.11:40). Nach Salomos Tod erfüllte sich die Prophetie, und Jerobeam wurde König über die zehn Stämme des Nordreichs.

Als Gott Jerobeam jedoch zum König gemacht hatte, wuchsen die Bedenken bei Jerobeam. Er dachte bei sich: „Wenn dieses Volk hinaufziehen wird, um im Haus des HERRN in Jerusalem Opfer darzubringen, so wird sich das Herz dieses Volkes wieder zu ihrem Herrn wenden, zu Rehabeam, dem König von Juda; ja, sie werden mich töten und sich wieder Rehabeam, dem König von Juda, zuwenden (1.Kö.12:27). Als ein Pragmatiker ermöglichte Jerobeam es seinem Volk, in zwei Heiligtümern anzubeten: Dan im nördlichen Teil seines Reiches und Bethel im südlichen Teil. Sodann machte er aus Nicht-Leviten Priester und setzte eigenmächtig Festtage fest in der Hoffnung, dass sein Volk nicht nach Jerusalem pilgern würde, so wie das Gesetz es forderte.

Um seinem Volk die neue Art und Weise Gott anzubeten, attraktiv zu gestalten, ließ er in jedem Heiligtum ein goldenes Kalb aufstellen: „Darum hielt der König Rat und machte zwei goldene Kälber und sprach zu [dem Volk]: Es ist zu viel für euch, nach Jerusalem hinaufzuziehen! Siehe, das sind deine Götter, Israel, die dich aus dem Land Ägypten herausgeführt haben“ (1.Kö.12:28). Er glaubte, das Recht zu haben, die Götterbilder und Praktiken dieser Version der Jahwe-Anbetung selbst bestimmen zu können.

Jerobeam glaubte, er könne Gott nahen, wie er wollte. Die Propheten Gottes sprachen zu ihm (1.Kö.11:31, 13:1, 14:7-10), und er wurde von Gott geheilt (1.Kö.13:6), aber am Ende kam er als Übeltäter unter Gottes Gericht (1.Kö.14:10-14). Jerobeam hielt es nicht für angemessen, den Weisungen des Gesetzes zu folgen, wie das Volk Israel seinen Gott anbeten sollte. Wie sehr irrte er doch!

Die modernen „Söhne Jerobeams“ begehen den gleichen Fehler. Nehmen Sie folgende Geschichte aus dem Buch Church Re-Imagined (etwa: Neue Vorstellungen von Gemeinde) von Doug Pagitt in Augenschein:

„Unsere letzte Pose für diesen Abend wird ‚savasana’ oder Leichenpose genannt. Die Studentin liegt auf ihrem Rücken, die Beine sind so weit gespreizt, wie sie es will, die Arme liegen entspannt wie leere Ärmel einer Jacke neben ihr. Das Gesicht, die Stirn, der Bereich zwischen den Augenbrauen sind entspannt, und die Person fühlt eine Schwere und verschmilzt mit dem Boden. Die Augen sind geschlossen, die Atmung ist rhythmisch. Ich mache das Licht aus, und lediglich der Kerzenschein und ein gelegentliches Feuer erhellen den Raum. Dieser Zustand ist heilig. In diesen Zeiten kommen wir Gott näher und werden uns unseres Körpers und des Göttlichen bewusst… Langsam erheben sich die Leute, sie unterhalten sich und nehmen sich vor, täglich Yoga zu praktizieren in der Hoffnung, dieses Gefühl immer und immer wieder neu zu erleben. Nur zögerlich verlassen wir diese Augenblicke, in welchen wir Ehrerbietung empfinden, diese Erfahrung der Anbetung.“ (S.87,89)

Ich befragte Doug während dieser Debatte und machte ihm klar, dass ich der Überzeugung bin, Yoga zu praktizieren, stelle eine Übertretung göttlicher Grenzen dar. Er antwortete, dass dieser Abschnitt seines Buches von einer anderen Person geschrieben wurde, aber dass er dazu stehe.

Mir fiel in dieser Debatte auf, wie wenig wir gemeinsam hatten. In der Tat, wenn wir nicht mehr glauben, dass die irrtumslose und autoritative Schrift Grenzen für unseren Glauben und unser Handeln setzt, werden wir letztlich keine Übereinstimmungen mehr haben. Die Emerging Church folgt den Wegen Jerobeams und führt Praktiken für Christen ein, welche mehr mit heidnischen Kulturen als mit der Bibel gemein haben. Wenn man es den Menschen selbst überlässt, Grenzen zu setzen, dann wird es keine Grenzlinien mehr geben. Die einfache Antwort darauf ist, umzukehren und sich Gottes Bedingungen zu unterwerfen.

[Quelle: http://cicministry.org/commentary/worldview0001.pdf]